Jeder kann alles – Missverständnis Cross-Funktionales Team

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Gruppe von Menschen

Nicht nur im IT-Bereich ist das Schlagwort “interdisziplinär” für eine neue Art der Zusammenarbeit und sozusagen als Geheimwaffe schon längst kein Insidertipp mehr. In der agilen Welt spricht man von cross-funktionalen Teams als Voraussetzung funktionierenden agilen Arbeitens. Ich halte sie tatsächlich für die Kernkomponente einer erfolgreichen, modernen Organisation gleich wie groß diese ist. Doch was bedeutet das eigentlich?

Häufig höre ich, dass Menschen bei dem Schlagwort “Cross-Funktionales Team” daran denken,  dass man ein solches Team am Besten aus Generalisten zusammenstellt, in dem jeder möglichst alles kann. Und, dass es ja so schwer sei solche Menschen zu finden.

Nun ja, ist es. Und es ist auch nicht erstrebenswert!

Aber einmal der Reihe nach: Wenn wir uns anschauen, was denn eine moderne, lernende (agile) Organisation leisten soll, so sind das im Wesentlichen folgende Dinge:

  • Innovationskraft
  • Flexibilität und Schnelligkeit bei der Reaktion auf Marktbedürfnisse
  • Schnelle und nachhaltige Lösungen für Kundenbedürfnisse

All dies natürlich mit dem Ziel, sich wirtschaftlich erfolgreich am Markt zu behaupten.

Innovation wird dadurch begünstigt, dass Menschen mit verschiedensten Fähigkeiten, Kenntnissen und Erfahrungen eng zusammenarbeiten und genügend Raum für Kreativität haben. Mit einer Horde “Gleichgesinnter”, die weitgehende Homogenität in Charakter und Fähigkeiten besitzen, wird man sicher gute Ergebnisse erwarten können aber in Sachen Kreativität und Innovationskraft ist das eher suboptimal.

Ein sehr homogenes Team mag auf sie zugeschnittene Aufgaben äußerst effizient erledigen aber was passiert, wenn einmal die Aufgaben nicht mehr so optimal auf die Fähigkeiten in diesem Team passen?

Effizienz

Zwar ist Effizienz ist eine gute Sache aber in der heutigen, komplexen Welt mit sich schnell verändernden Märkten steht diese nicht mehr so im Vordergrund wie noch vor 100 Jahren. Ihr Unternehmen wird nicht lange existieren wenn es Produkte effizient bauen kann, die morgen schon keiner mehr kaufen mag.

Vielmehr sollten Unternehmen in der Lage sein, flexibel und schnell auf Marktbedürfnisse zu reagieren. Auch dabei ist es hilfreich, eine große Bandbreite an Fähigkeiten und Charakteren in einem Team zu haben. Zum einen brauchen Sie Menschen, die die Markt- bzw. Kundenbedürfnisse gut verstehen und ggf. in technische Lösungsansätze transferieren können. Dann wollen Sie natürlich auch die Experten im Team haben, die solche Lösungen herstellen können, was wiederum vielfältigste (technische) Skills erfordern kann. Je nach Art der Produkte und Services, die Sie anbieten, brauchen Sie dann auch noch Menschen, die sich um den Betrieb, den Service oder zum Beispiel um Qualitätssicherung kümmern. Die Bandbreite kann vielfältig sein.

Im Agilen Manifest stehen dazu solche Prinzipien wie “Business people and developers must work together daily throughout the project” aber auch “Continuous attention to technical excellence and good design enhances agility.”

Gerade letzteres, nämlich “Technische Exzellenz”, werden sie nicht erreichen ohne wirkliche Spezialisten an Bord zu haben. Das Ziel sollte es also sein, möglichst all diejenigen Experten in ein Team zu holen, die dem Team als ganzes alle Fähigkeiten verleihen die es braucht um seine Arbeit zu machen. Denn sie wollen technische Exzellenz, Kreativität und Reaktionsschnelligkeit vereinen.

Wenn alle benötigten Fähigkeiten für die Aufgaben im Team existieren, werden Sie auch der dritten der oben genannten Anforderungen gerecht. Das Team wird in die Lage versetzt, schnell Lösungen für Kundenbedürfnisse zu liefern weil sie keine Hilfe von außen benötigen. Einer der wesentlichen Vorteile von agilen Methoden wie Scrum ist es ja, dass sich Teams zum Erstellen einer Lösung eben nicht durch die Abteilungen und Hierarchien des Unternehmens fragen müssen. Lesen Sie auch dazu gerne meinen Blog- Artikel “Wird Scrum Sie schneller machen?”.

Dieser Aspekt ist in meinen Augen ganz wesentlich und bewirkt früher oder später automatisch, dass Sie sich mit der Organisationsstruktur Ihres gesamten Unternehmens beschäftigen werden wenn Sie Agilität richtig in Ihr Unternehmen hineinbringen wollen. Alles andere lässt Sie im so genannten “Abteilungs-Scrum” verkümmern, wo jede Agilität an der vollen Entfaltung seiner Wirkung gehindert wird.

T-Shaped Profile

Gute cross-funktionale Teams zu bilden ist aber keineswegs einfach, wie Sie nun wahrscheinlich schon für sich selbst erkannt haben. Es lauern auch Gefahren und Risiken. Zum Beispiel bilden sich auch innerhalb gut funktionierender Teams schnell Wissensmonopole bei Einzelnen. In der Software-Entwicklung hat sich Pair-Programming als hervorragendes Modell erwiesen, dem gegenzusteuern. Ganz generell aber sollten Sie sehr darauf achten, die “Richtigen” an Bord zu haben.

In den letzten Jahren ist oft vom so genannten “T-Shaped Profile” von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen die Rede. Ich mag solche Art Kategorisierung nicht aber ich möchte versuchen zu erklären, was damit gemeint ist: Spezialisten, die in Ihrer Kernkompetenz absolute Experten mit ausgeprägten Spezialistenfähigkeiten sind, die aber in angrenzenden Themengebieten zumindest so viele Kenntnisse besitzen, dass sie hier auch Aufgaben übernehmen können. Das trifft auf weit mehr Menschen zu, als wir oft glauben. Ich kenne eigentlich keinen Menschen, der nicht gerne über den Tellerrand schaut und stets lernbereit ist. Die Frage ist nur, passen die dahingehenden Interessen zum Team.

Weiterhin wird bei besonders großer Bandbreite der Aufgaben ein Team möglichweise auch sehr groß, weil Sie viele verschiedene Fähigkeiten in das Team hineinbringen müssen. Die Lösung liegt dann meistens darin, das Produkt oder die Dienstleistung zu analysieren und mehrere Teams an Teilaspekten eines größeren Ganzen arbeiten zu lassen. Für Softwareprodukte lohnt sich ein Blick zum Domain-Driven Design und auf Conway’s Law. Ansonsten empfehle ich die gute alte Wertstromanalyse oder Zellstrukturdesign.

Ich kann zum Abschluss nur raten, nicht blind zu experimentieren und klar und offen mit Ihren Mitarbeitern darüber zu sprechen, wie genau Teams geschnitten sein könnten. Und dann: Inspect and adapt!

Wenn Sie über dieses Thema mit mir sprechen möchten oder sich Unterstützung für Ihr Unternehmen wünschen, freue ich mich sehr wenn Sie mich ansprechen.

Herzlichen Dank.